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AUSSEN

Werktitel
AUSSEN
Untertitel
Für Tenorhackbrett solo, mit Objekten, Diktaphonen und Radionoise
Komponist:in
Entstehungsjahr
2015
Dauer
~ 20m
Genre(s)
Neue Musik
Gattung(en)
Sololiteratur
Besetzung
Soloinstrument(e)
Besetzungsdetails

Tenorhackbrett (1), mehrere Diktiergeräte, Objekte, Text

Art der Publikation
Manuskript

Bezugsquelle: Hannes Dufek

Beschreibung
"Aussen wurde im Auftrag von und für Franziska Fleischanderl komponiert, sie ist die Interpretin der Uraufführung. Ihr ist das Werk gewidmet, und ich danke ihr sehr für diewunderbare Möglichkeit – möge die Übung gelungen sein.Das Stück selbst ist ein Versuch, die Behauptung oder Selbstverständlichkeit der Erfahrung von Kunst als etwas aus der körperlichen, tatsächlichen, vorhandenen Wirklichkeit Herausgelöstes, davon Abgesetztes; als etwas, das in einer separaten, eigenen Wirklichkeit wirkt (oder diese, gleichsam bezugslos, erschafft), zu brechen oder zu konterkarieren. Die Verortung allen Menschenwerks im Menschlichen, im Tatsächlichen, mit Nachdruck fordern. Es möchte zu jedem Zeitpunkt das Bewusstsein von Wirklichkeit, von Tatsächlichkeit aufrecht erhalten und jede Auflösung in ästhetisches Wohlgefallen, jedes sanfte Vergessen, vermeiden. Wenn man so will, oszilliert das Stück dementsprechend zwischen „konkreter Realität“ und „Kunstwirklichkeit“, ist ebenso, und unhintergehbar, zeitenthobenes, „autonomes“ Kunstwerk wie ein Moment der Gegenwart, der jeweiligen Situation zugehörig, in diesem konkreten Raum anwesend und zur Realisierung kommend. Verschiedene Strategien werden angewandt, um die Tatsächlichkeit der Wirklichkeit (nicht: die Metaphorik von Wirklichkeit) ins Stück zu bringen – Aufnahmen auf analoge Diktiergeräte (siehe ff.), Radio-Sounds, der Ventilator, aber auch die Form des Stückes oder die Emphase auf die konkrete Persönlichkeit (nicht: die Metaphorik von Persönlichkeit im Performativen) von Ausübender und Schreibendem. Die Form, zunächst, gleicht einer schrittweisen, vorsichtigen Annäherung, einem Kennenlernen mit vielen Vorbehalten – erst nach und nach darf sich etwas etablieren, das im engeren Sinn davon spricht, dass es gestaltet, dass es Kunst sei. Zuvor, und knapp danach auch wieder, haben wir es mit weniger kontrollierbaren, „naturhaften“ Klängen (die natürlich zu jedem Zeitpunkt auch völlig gestaltet sind, wenn auch Improvisation, Freiraum, eine wichtige Rolle spielen) zu tun. Inmitten der großen Natur nimmt sich unsere Kunstwirklichkeit bescheiden aus – vielfältige Brüche, oder besser: Einbrüche, erlauben oder forcieren es, jeden Klang als umhüllt von Realität, eingebettet in Tatsächlichkeit, inmitten der aktuellen Situation, beladen mit Historizität, in seiner Eigenschaft als Gemachter, Gewollter, zu sehen und wahrzunehmen. Zudem geht die Präsenz der Interpretin, wie auch des Komponisten hier über das tradierte Verhältnis hinaus, beide werden in mehrfacher Weise aus der Reserve gelockt, anders betrachtet, sichtbar gemacht. Zur Sichtbarkeit „gezwungen“ - in dieser seltsamen, freiwilligen Unterjochung unter eine Niederschrift, diesem merkwürdigen Vertrauensbonus/-malus-system; zur Sichtbarkeit gebracht – in einer demaskierenden, öffnenden Geste für eine nicht-museale Kunstpraxis. Zeitgestaltung, genaue rhythmische Formung, oft Wahl des Tonraums, bis hin zur Gestaltung des Kontextes selber sind in diesem Werk verhandelbar, oder sogar: nicht voraussetzungslos akzeptabel, sondern mit sehr konkreten Forderungen nach Eigeninitiative durchwirkt. Die Texte, welche am Schluss des Stückes gezeigt werden, müssen für jede Aufführung neu geschrieben werden. Die Diktiergeräte müssen für jede Aufführung neu bespielt werden (mit Ausnahme, vielleicht, von den zwei Teilstücken, die das Hackbrett als Instrument Hackbrett verdoppeln), das Radio muss für jeden Ort neu kalibriert werden. Es ist ein durchaus gegenwärtiges, bewusst gegen die Zeit und in die Zeitgesetztes Ding, was hier vor uns liegt, mit viel Raum für Entfaltungen aller Art, mit deutlich weniger für Narzissmus."
Hannes Dufek

Auftrag: Franziska Fleischanderl

Widmung: Franziska Fleischanderl

Uraufführung
18. Mai 2015 - Wien, Porgy & Bess - Strenge Kammer
Mitwirkende: Franziska Fleischanderl (Hackbrett)

Weitere Aufführungen
29. und 31. Mai 2015 - Milan (Italien)
Veranstalter: EXPO Milan 2015 - Heure Bleue im Österreich-Pavillon
Mitwirkende: Franziska Fleischanderl (Hackbrett)

Aufnahme
Titel: AUSSEN (2015) (live, 18.05.2015)
Plattform: Soundcloud
Herausgeber: Hannes Dufek
Datum: 2015
Mitwirkende: Franziska Fleischanderl (Hackbrett)

Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 6. 11. 2025): Dufek Hannes . AUSSEN. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/201138 (Abrufdatum: 11. 11. 2025).